Nach Rom 2022 fanden die Europameisterschaften im Schwimmen in der serbischen Hauptstadt
Belgrad statt. Wie schon seit einigen Jahren üblich, folgten auf die Profi/Elite Schwimmer in
kurzem Abstand die Masters in den gleichen Wettkampfstätten nach. Die Pool Wettkämpfe fanden
im Anfang der 70ziger Jahre gebauten Sportzentrum Milan Gale Muskatirovic statt, das
Freiwasserschwimmen im Ada Ciganlija See, einem abgetrennten Nebenarm der Save, die in
Belgrad in die Donau mündet.
Insgesamt gut 2500 Teilnehmer aus 40 Ländern trafen sich zum Schwimmen, Wasserball ,Kunst- und Turmspringen sowie Synchronschwimmen.
Deutschland stellte mit 600 Teilnehmern das größte Kontinent. Von der SG Mönchengladbach war ich diesmal der einzige Teilnehmer.
Da die Wettkämpfe sich auf fast 2 Wochen verteilten und ich so viel Zeit nicht in Belgrad
verbringen wollte, verzichtete ich notgedrungen auf meine Lieblingsstrecke, 800 m Freistil, die
schon am 1. Tag stattfanden. Am vorletzten Schwimmtag im Pool startete ich dann über 400 m
Freistil.
Neben den haushohen Favoriten Sverre Kile aus Norwegen, ehemaliger Olympiateilnehmer
München 1972 und dem Franzosen Abel Quadah machte ich mir Hoffnungen auf die
Bronzemedaille. Das gelang mir dann auch mit 5:31,00, mit ordentlich Abstand auf den Sieger
Sverre Kile ( Bergen/Norwegen ) 5:15,56 und Abed Quadah ( Bastia, Frankreich ) 5:21,32 Min.
Immerhin konnte ich den Schotten Eddie Riach ( 5:31,85 ) und den Berliner Rainer Fritsche
( 5:39,25 ) in Schach halten.
Nach einem Tag Pause ging es dann mit dem ersten Freiwasser Wettkampf über 1,5 km weiter.
Im See Ada Ciganlija war alles bestens und perfekt organisiert. Ein Rechteckkurs mit gut
sichtbaren Bojen, sauberem und klarem Wasser, das sich aufgrund der herrschenden Hitze auf
gut 27 Grad C aufgeheizt hatte, ganz nach meinem Geschmack.
Die Altersklasse 70 und älter ging als letzte von 10 Startwellen ins Wasser. Ich legte von Anfang
an ein gutes Tempo vor, weil ich mir als schlechter Sprinter wenig Chancen auf einen Endspurt
machte. Auf der 2. Hälfte schwamm der im Becken so schnelle Norweger Sverre Kile an mir vor
und ich heftete mich an seine Füsse in den Wasserschatten um etwas Energie zu sparen. Nach
der letzten Boje waren es noch ca 200 m bis ins Ziel , Silber war mir sicher. Der Norweger wurde
plötzlich langsamer ich schwamm dann mit geschlossenen Augen „all out“ bis ins Ziel. Nach dem
Anschlag realisierte ich , dass er weit abgeschlagen gerade noch den 2. Platz vor dem Italiener
Claudio Berrini , der extra für die Freiwasser Rennen angereist war, ins Ziel rettete, er war total am
Ende. Ich konnte mich dagegen riesig über Gold und den Europameister Titel freuen.
1. Kalli Nottrodt Deutschland 22:37,6 Min
2. Sverre Kile Norwegen 22:59,2 Min
3. Claudio Berrini Italien 23:02,6 Min
Weiter ging’s am nächsten Tag mit der doppelten Distanz über 3 km . Ich wählte die gleiche Taktik:
relativ schnell los schwimmen und dann schauen was die anderen machen. Der Norweger Sverre
Kile verzichtete auf die längere Distanz, er war noch völlig fertig vom Vortag. Diesmal mussten wir
2 Runden schwimmen, in der ersten merkte ich, dass irgendjemand permanent an Füßen im
Wasserschatten war. Ok dachte ich, in der 2. Runde macht der das nicht mehr. Ich zog das
Tempo an und konnte das Rennen tatsächlich mit 50 Sekunden Vorsprung vor dem Italiener
Claudio Berrini und dem Schotten Eddie Riach klar für mich entscheiden.
1. Kalli Nottrodt Deutschland 46:37,4 Min
2. Claudio Berrini Italien 47:27,9 Min
3. Eddie Riach Gr.Brit. 48:20,3 Min
Doppeleuropameister im Freiwasser Schwimmen und Bronze über 400 m, mit den 3 Medaillen im
Gepäck kann ich heute Abend zufrieden den Heimflug antreten.
Kalli Nottrodt